Motorsport-Saison startet mit Rally Dakar
Das dritte Kapitel der Rally Dakar startet 2020 in Saudi-Arabien – nicht unumstritten aufgrund der Menschenrechtssituation vor Ort.
02. Januar 2020 | Autor: Sören PröpperLange haben wir uns Gedanken darüber gemacht, wie wir in dieser Dekade mit Motorsport in Ländern umgehen, die nicht gerade als Muster an Menschenrechten gelten. Wir könnten das Thema einerseits komplett ignorieren, und nur über das Sportliche berichten. Oder – und dazu haben wir uns entschieden – wir berichten über das Sportliche, lassen aber das Thema Menschenrechte nicht weg!
Die Rally Dakar gehört seit Jahrzehnten zu den spektakulärsten Motorsport-Events auf diesem Planeten. Ursprünglich von Paris aus startend machten sich Hunderte von Profis und Amateuren auf den Weg in Richtung Dakar im Senegal. Mit der Zeit änderte sich die Sicherheitslage auf dem afrikanischen Kontinent, zehn Jahre fand die Dakar daher in Südamerika statt, wurde nur im Jahr 2008 einmal abgesagt (aufgrund der Sicherheitslage in Teilen Afrikas).
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2020 startet die Dakar nun in Saudi-Arabien und wird auch nur dort ausgetragen. Aus der puren Motorsport-Sicht wird dies ein absolut ursprüngliches Wüsten-Spektakel. Tausende Kilometer durch den arabischen Sand, über zwei Wochen Strapazen für Mensch und Maschine und jeden Abend TV-Highlights vom Feinsten. Auch nicht zu vernachlässigen: Fernando Alonso darf im Sandkasten Saudi-Arabien mitspielen und ist mit dem Toyota-Team am Start.
Bei aller Begeisterung und Vorfreude über das Motorsport-Event muss man aber auch die Situation im Land im Blick haben. Unvergessen ist der Mord an dem Journalisten Jamal Ahmad Khashoggi, der – so sind sich viele politische Beobachter einig – auf Anweisung des saudischen Kronprinzen bin Salman in Istanbul ermordet wurde. Grundlegende Menschenrechte werden in dem Land regelmäßig verletzt, so ist u.a. die Todesstrafe an der Tagesordnung und Strafen in Form von Stockhieben und Amputationen sind keine Seltenheit in dem Wüstenstaat. Wer das öffentlich anprangert landet schnell im Gefängnis oder verschwindet. Weitere Informationen zur Menschenrechtssituation findet ihr bei Amnesty International.
Mit sportlichen Großereignissen versucht man das Image des Wüstenstaats aufzupolieren: Die Formel E findet bereits seit 2018 in Riad statt und Boxkämpfe sowie internationale Fußballspiele sollen dabei helfen die weltweite Wahrnehmung des Landes positiv zu gestalten. Die Situation in Saudi-Arabien ist dabei keineswegs einzigartig: So kann man sportliche Großveranstaltungen in China, Russland oder der Türkei mit denselben Zweifeln betrachten.
Trotz aller Bedenken über die politische Situation in Saudi-Arabien freuen wir uns natürlich über die sportlichen Aspekte der Rally. Auch dürfen sich die Teams und Fahrer auf die Gastfreundschaft der „einfachen Leute“ in dem Wüstenstaat freuen. Wenn wir nun in den nächsten Wochen über die Dakar 2020 berichten, tun wir dies ausschließlich aus sportlicher Sicht.